Stressfreier Stillstart - Was du selbst tun kannst!

Was braucht es für einen guten Stillbeginn? 

 

Du brauchst nicht viel.

Dadurch, dass du dieses Artikel gerade liest, hast du schon einen wichtigen Schritt getan.

Du informierst dich. Und das ist sehr wertvoll, um im Nachhinein bei Herausforderungen in der Anfangszeit des Stillens und im Verlauf informierte, selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können.

 

Desweiteren: Such dir bei Unsicherheiten fachliche Unterstützung für die Anfangszeit und auch Folgezeit in Form einer Hebamme oder einer Stillberaterin. Denn bei aller Vorbereitung kommt es dann doch immer anderes als gedacht, mal ganz abgesehen davon, dass emotionale und fachliche Hilfe am Anfang und im Verlauf so wohltuend für die eigene Seele ist.

Also schäm dich nicht Hilfe einzufordern. Und nur unter uns: Es gibt hier keine blöden Fragen. Du wirst oder bist vielleicht gerade Mama geworden und dein Leben hat sich komplett verändert. Du hast auf einmal Verantwortung für einen kleinen Menschen. Natürlich darf man hier auch unsicher und vielleicht auch "überfordert" sein und Hilfe in Anspruch nehmen. Du bist ja keine Maschine.

 

Wenn wir jetzt einmal wirklich über den Stillstart sprechen, was wäre denn hier jetzt optimal?

Optimal und perfekt ist ja sowieso nie etwas im Leben, denn die Schönheit liegt ja bekanntlich in der Unvollkommenheit, wenn man lernt, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Also sprechen wir hier lieber von wünschenswert.

Von Bedeutung für das Stillen ist als erstes einmal eine möglichst interventionsarme, selbstbestimmte Geburt.

Was bedeutet das?

Es bedeutet unter anderem eine Geburt ohne Schmerzmittel, medizinisches Eingreifen, in ruhiger und sicherer Atmosphäre, in der die Frau ihrer Intuition folgen darf, in Verbindung mit sich selbst ist und vor allem die emotionale Verbindung zu ihrem Kind aufrecht erhalten kann.

Aber seien wir ehrlich, die Realität sieht oft anders aus!

Deshalb ist es umso wichtiger, sich gut zu informieren und vorzubereiten, um Eigenverantwortung für seine selbstbestimmte Geburt übernehmen zu können und nicht von den Umständen, die das Leben bereit hält, komplett überwältigt zu werden. Wenn eine solche Situation nämlich eintritt, erzeugt dies oft Angstgefühle und wir blockieren die Verbindung mit uns selbst, unserem Baby und verlieren sehr schnell das Vertrauen, dass dieses Baby durch uns geboren werden kann. Deshalb ist es so schön, dass du mir schon bis hierher folgen konntest.

 

Ist dein Baby nun geboren, sollte es mit dir sofort in ungestörten Hautkontakt gehen dürfen, wenn aus medizinischen Gründen keine sofortigen Maßnahmen notwendig sind. Und mit sofortigen Maßnahmen meine ich nicht die routinemäßige U1. Diese kann auch auf deinem Bauch stattfinden oder mit dir im Raum. Auch das Wiegen und Messen kann im Anschluss an eurer Bonding stattfinden.

Auch nach einem Kaiserschnitt, der hier auch Beachtung und Respekt finden soll, und der meist unumgänglichen sofortigen Untersuchung durch den Kinderarzt, solltet ihr die Möglichkeit bekommen, wenn es dir und deinem Baby gut geht, so schnell wie möglich in direkten Hautkontakt gehen zu können, am besten noch im OP selbst.

In babyfreundlichen Kliniken ist dies oft sofort möglich. Ansonsten erkundige dich, ob es auch in deiner Klinik ermöglicht werden kann. 

Denn die ersten zwei Stunden nach der Geburt sind so wichtig. Nicht nur für einen gelingenden Stillstart, sondern auch für euer beider Beziehung und die Verbindung als Familie.

Es kann sogar sein, dass dein Baby, wenn es mit dir Haut auf Haut kuscheln darf, ganz von alleine die Brust findet. Denn dies ist ein angeborener evulotionärer Reflex. Wir sehen ihn nur nicht mehr so häufig, da vor allem die Geburten in Kliniken sehr durch Störungen und oft unnötige Interventionen geprägt sind ("Breast Grawl").

Auch die Gabe von Schmerzmitteln anstatt nötiger emotionaler Begleitung durch eine Hebamme oder ein notwendiger Kaiserschnitt können dafür sorgen, dass bei deinem Baby nach der Geburt dieser natürliche Reflex beeinträchtigt ist. Oft ist dein Baby dann eher müde und benommen und wird auch zum Stillen nicht richtig wach.

Also hier nochmal prägnant zusammengefasst: Kuscheln, kuscheln, kuscheln, ankommen, durchatmen, verbinden, stillen sind die Essenz der ersten zwei Stunden nach der Geburt. 

Und bitte fordere dir bei Schwierigkeiten und Unsicherheiten Hilfe beim Anlegen ein. Ihr schafft das und ihr könnt das. Dein Körper ist dafür geschaffen, ein Baby zu gebären und zu ernähren. Von jetzt an heißt das Motto: Übung macht den Meister. Und dabei darfst du dir gerne Unterstützung einfordern.

 

Für die weitere Zeit nach der Geburt und die darauf folgenden Tage möchte ich dir Folgendes mit an die Hand geben:

Folge deiner Intuition und höre auf deine innere Stimme. Du kennst dein Baby besser als irgendjemand sonst. Du warst 9 Monate eng mit ihm verbunden. Also sei auch jetzt mit deinem Baby viel in direkten Haut-zu-Haut Kontakt. Lege es nackt auf deine nackte Brust, wenn es weint und unruhig ist.

Auch wenn es nach einer anstrengenden Geburt sehr schläfrig und schlapp ist: Leg es dir nur in Pampers auf die Brust. Versuche dich nicht zu sehr durch äußere Einflüsse leiten zu lassen. Ein neugeborener Säugling muss nicht alleine in seinem Bettchen schlafen, weil man ihn ja sonst verwöhnen könnte.

Dein Baby war 9 Monate lang ganz nah bei dir in deinem Bauch. Es hat deinen Herzschlag gehört, deine Gefühle mitgefühlt, deine Stimme gehört. Es braucht den Körperkontakt genauso wie die Luft zum Atmen und deine Muttermilch zum Wachsen.

Du wirst erstaunt sein, welches Potenzial in dieser einfachen und natürlichen Maßnahmen zu finden ist. 

 

Desweiteren lege dein Baby so oft an wie es danach verlangt.

In den ersten Tagen und Wochen sind das mitunter oft 8-12 Stillmahlzeiten in 24 Std. und das ist vollkommen normal! Auch wenn dein Baby am Anfang vielleicht schläfrig durch die Geburt ist, wecke es zu den Mahlzeiten und sei viel mit ihm im Hautkontakt.

Das bedeutet im Klartext: Behalte am Tag einen ca. 2-3 stündigen Rhythmus des Anlegens im Auge und in der Nacht einen 3-4 Stündigen. Wenn dein Baby noch öfter trinken möchte und Hungerzeichen zeigt: Gut! Ermögliche es ihm.

Das Kolostrum also die Anfangsmilch ist sehr reichhaltig und versorgt dein Baby, auch wenn es am Anfang eine kleine Menge ist, mit allem, was es braucht. Allerdings benötigt dein Baby oft am Anfang deine Unterstützung, damit es das Kolostrum effektiv aus der Brust trinken kann. 

 

Die ersten Stunden und Tage haben also einen großen Einfluss auf die spätere Milchmenge und auch einen milden und angenehmen Milcheinschuss.

 

Wenn du aus irgendwelchen Gründen am Anfang nicht so oft Anlegen kannst, fordere dir eine Anleitung zum Abpumpen ein, damit deine Brust am Anfang stimuliert wird, bis dein Baby diese Arbeit übernehmen kann. Denn für die Milchbildung ist die effektive Stimulation und die Entleerung am Anfang entscheidend.

Lass dir auch gerne die Handentleerung erklären. Diese fördert, wenn sie in den ersten Tagen oder zusätzlich zum Pumpen in der späteren Stillzeit eingesetzt wird, nicht nur die Milchmenge, sondern auch einen erhöhten Fettgehalt deiner Muttermilch.

 

Du merkst schon, damit du dies alles tun kannst, ist es wichtig, dass dein Baby nach der Geburt nicht von dir getrennt wird.

In einem Krankenhaus, welches über die Wichtigkeit dieser ersten Zeit informiert ist, gibt es meist die Möglichkeit eines 24 Std. Rooming-Ins, vorausgesetzt natürlich deinem Baby und dir geht es gut. Eventuell werden auch Familienzimmer angeboten, sodass auch der frisch gebackene Papa diese erste Zeit mit euch verbringen kann.

 

Für zu Hause ist es oft praktisch eine Tragehilfe oder ein Tagebuch griffbereit zu haben, um auch unterwegs oder im "Haushaltswahnsinn" eine Möglichkeit zu finden, dein Baby nah bei dir zu haben. Bei Fragen hierzu steht dir deine Hebamme, Stillberaterin oder auch Trageberaterin bestimmt gerne zur Seite.

Wobei ich betonen möchte, dass das Wochenbett nicht umsonst Wochenbett heißt.

Vielleicht nochmal ein Impuls für die rastlosen Leserinnen unter euch: Ruh dich viel aus. Liege viel. Göhn dir Zeit, diese magische Anfangszeit in allen Zügen aufzusaugen und zu genießen, soweit dies bei euch möglich ist. Nie wieder wird dein Baby so klein sein. Diese Zeit wird nie mehr in dieser Form zurückkommen, also saug alles auf, was du bekommen kannst.

Spanne deine Familie und Freunde mit ein, dass sie dich mit Essen versorgen oder bitte sie mal die Wäsche und den restlichen Haushalt zu übernehmen. Sie freuen sich bestimmt, dir unter die Arme greifen zu können und eine sinnvolle Stütze sein zu können. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

 

In diesem Sinne wünsche ich euch als Familie eine wunderbare, verbindende und entspannte Anfangszeit.

 

Wenn du noch mehr Infos möchtest, stöbere gerne in meinem Block oder auf meiner Instagram Seite oder melde dich gerne bei mir. Ich versuche beides stetig zu erweitern, um somit meinen Beitrag dazu zu leisten, dass Stillen wieder natürlich und intuitiv werden darf.